TuS Königsdorf 1900 e.V.
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Schiedsrichter*innen sind essenzieller Bestandteil des Handballspiels so wie Zeitnehmer und Sekretäre, der Ball, das Spielfeld und natürlich die Mannschaften. Ohne Schiedsrichter*innen kein Spiel!
Übrigens, Handballschiedsrichter*innen gehören zu den am meisten beanspruchten Schiedsrichter/innen im Sport. Dies ist auf die häufig benötigten Entscheidungsfindungen in dieser Sportart zurückzuführen. Nach diversen Studien haben Handballschiedsrichter*innen bis zu zehnmal so viele Entscheidungen in einem Spiel zu treffen wie etwa Fußballschiedsrichter (Quelle Wikipedia).
Beim TuS Königsdorf gibt es aktuell 21 Schiedsrichter*innen. Davon pfeifen 14 die Jugendspiele und 7 die Seniorenspiele. Sie alle sind unsere Helden im Hintergrund.
Wir haben uns mit unserem Jugendschiedsrichter Gustav Hornig unterhalten, um herauszufinden, warum man Schiedsrichter wird und wie es eigentlich ist, ein Spiel zu pfeifen. Gustav ist 16 Jahre alt und hat selbst Handball gespielt, zuletzt als Torwart in der B-Jugend.
Gustav, seit wann bist Du Schiedsrichter und wie bist Du dazu gekommen?
Ich bin seit 2019 Schiedsrichter, habe mit 14 Jahren angefangen Spiele zu leiten und pfeife jetzt meine dritte Saison. Ich habe mich schon früh für die Aufgaben der Schiedsrichter interessiert. Ich habe selbst Handball gespielt, mich hat aber immer fasziniert, dass der Schiedsrichter der eigentliche Chef auf dem Feld ist. Er leitet das Spiel und genau das macht mir heute Spaß.
Was muss man den überhaupt machen, um Schiedsrichter zu werden?
Im Grunde ist das sehr einfach. Es gibt jährlich Lehrgänge zur Ausbildung neuer Schiedsrichter. Diese werden vom Handballkreis angeboten. Unser Ansprechpartner für Schiedsrichter im Verein ist Claus Pieritz. Er kümmert sich um die Anmeldung. So ein Lehrgang umfasst 3-5 Termine, jeweils samstags. Bei diesen Terminen lernt man sowohl die Theorie - also Regeln, Strafen, Spiel Vor- und Nachbereitung - als auch die Praxis. Es wird also immer auch gespielt und geübt. Nach dem Lehrgang erhält man seine Lizenz.
(Hinweis d. Red.: Ab 14jährige werden als „vollwertige“ Schiedsrichter in fünf Modulen ausgebildet, 12- bis 14-jährige erfahren eine Vorausbildung als Jugendschiedsrichter in drei Modulen. Die Neuausbildung beginnt meist im Herbst.)
Und dann darf man ein Spiel leiten?
Ja, danach kann es losgehen. Aber in der Regel erstmal im Heimatverein und als Schiedsrichter für die ganz Kleinen. Ich habe zum Beispiel am Anfang E-Jugend Spiele gepfiffen. Das ist natürlich ein ganz anderes Spiel als bei der A-Jugend, aber so kommt man rein. Die ersten Spiele werden dann auch noch von einem Beobachter begleitet, der einem dabei hilft und Feedback gibt.
Und heute, wie viel Zeit investierst Du als Schiedsrichter?
Es kommt darauf an, wie man angesetzt wird. Manchmal habe ich ein Spiel am Wochenende, manchmal zwei an verschiedenen Tagen, oder auch zwei Spiele hintereinander. Aber das ist alles ein Kann und kein Muss. Wenn ich keine Zeit habe, kann ich natürlich auch absagen. Für ein Spiel investiere ich je nach Spielort schon mal einen halben Tag. Man hat An- und Abfahrt, Vorbereitung und Nachbereitung und natürlich das Spiel selbst. Es ist schon Aufwand, aber es macht halt auch Spaß.
Als Schiedsrichter macht man sich ja nicht nur Freunde. Wie gehst Du mit dem Druck um?
Als neuer Schiedsrichter macht man sich da schon einen Kopf und fühlt sich manchmal auch angegriffen. Mit der Zeit blendet man das aber aus und steht da drüber. Für mich zählt immer die Entscheidung und wenn die richtig war, ist es mir egal was von der Bank oder vom Publikum kommt. Früher habe ich manchmal überlegt, ob ich vielleicht falsch lag, wenn alle schreien, heute mache ich einfach weiter. Man bekommt mit der Zeit ein dickes Fell. Dafür braucht man aber auch ein gutes Selbstvertrauen.
Aber Du bist doch auch nicht fehlerlos, oder? Was machst Du bei Fehlentscheidungen?
Im Spiel muss man das ausblenden können. Das Spiel geht weiter und ich habe keine Zeit, mit mir zu hadern. Wenn ich aber merke, dass ich ein schlechteres Spiel gemacht habe, gehe ich danach schon selbstkritisch mit mir um und überlege, wie ich das beim nächsten Mal besser machen kann.
Wurdest Du auch schon mal von Zuschauern oder Mannschaften persönlich angegangen?
Ja, vor einigen Wochen erst wurde ich recht persönlich angegriffen. Meine Entscheidung hat dem Trainer einer D-Jugend Mannschaft offensichtlich nicht gefallen. Ich hatte dann den Eindruck, dass der Trainer seine Mannschaft auch noch anstachelt. Nach dem Spiel wurde dann einer seiner Spieler persönlich.
Wie gehst Du damit um?
Ich habe versucht sachlich zu bleiben und habe es direkt beim Trainer angesprochen. Der hat dann auch korrekt reagiert, sich entschuldigt und mir versprochen, seinen Spieler zur Rede zu stellen. Damit war die Sache für mich erledigt.
Gustav, was wünschst Du Dir als Jugendschiedsrichter eigentlich von deinem Heimatverein?
Also erstmal gerne etwas mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung für die Schiedsrichter. Früher gab es zum Beispiel immer eine Seite über unsere Arbeit im Handballheft. Im letzten Jahr waren die Schiedsrichter nicht vertreten. Und dann wäre es super, wenn der Verein darauf achtet, dass die Schiedsrichter beim Spiel nicht so hart angegangen werden. Das ist gerade in den höheren Altersklassen und bei den Senioren manchmal grenzwertig. Wir Schiedsrichter machen das auch nur freiwillig und zum Spaß und bekommen nur eine kleine Aufwandsentschädigung. Und ohne uns kann kein Spiel stattfinden ;-)
Freiwillig und zum Spaß ist ein gutes Stichwort, was bekommst Du als Aufwandsentschädigung?
Für ein Spiel der D-Jugend gibt es € 13,- plus die Erstattung der Fahrkosten.
Das ist tatsächlich nicht viel, da muss es Spaß machen. Danke Gustav für deine Arbeit und das tolle Interview!
Wenn ihr auch Interesse daran habt, Schiedsrichter*in zu werden, dann wendet euch gerne an Claus Pieritz. Claus ist Ansprechpartner für das Schiedsrichterwesen beim TuS und freut sich über jeden neuen Schiedsrichter (pieritz@tus-koenigsdorf.de). Sobald die neuen Termine der Neuausbildung feststehen, wird er aber auch über Trainer/innen und Betreuer/innen die Werbetrommel bei den Aktiven rühren.
Das Interview führte Ralph Friederichs.